Schützengilden Berlin Korp. von 1433 und Charlottenburg 1903 e.V. haben eine lange Vereinsgeschichte. Die Geschichte ist unten aufgeführt. Hier ist die Geschichte der Schützengilde Charlottenburg 1903 e.V. bis zum Zusammenschluss mit der Schützengilde Berlin Korp. von 1433 ist zu finden.
Als 1411 der Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg Statthalter in der Mark Brandenburg wurde, ließ er sich von Berlin als erster Stadt huldigen. Berlin war seit langem die mächtigste unter den Städten der Mark und im Begriff, die Stadt Brandenburg als Metropole abzulösen. Sie hatte aber in dieser Zeit von den berühmt-berüchtigten Raubrittern, den Brüdern Quitzow, viel Unbill zu erleiden.
Friedrich gelang es mit Hilfe der Faulen Grete, einer gewaltigen mauerbrechenden Kanone, die Macht der Ritter zu brechen. Für diese Leistung verlieh ihm Kaiser Sigismund die Mark mit der Kurwürde. Berlin und die Mark wurden nun von dem Kurfürsten, der sich jetzt Friedrich I. nannte, regiert. Aus dieser Zeit stammte auch die Vorschrift, dass in jedem Hause Waffen gehalten werden müssen, die stets in guter Ordnung zu halten waren, um im Notfall gleich bei der Hand zu sein. Üblicherweise waren dies Spieße, Lanzen oder Hellebarden, selten die Armbrust. Gut gerüstet waren nur die Wohlhabenden, eine kleine Oberschicht, die vorwiegend aus Ratsherren, Kaufleuten und Handwerkern bestand. Sie waren auch die ersten, die sich zum Schutz gegen Übergriffe zusammenschlossen und Schutzbrüderschaften gründeten.
Als geschlossene Körperschaft haben sie zwar nie gekämpft, aber sie waren doch ein Schutzfaktor für die Stadt, da sie, durch ihre Schießübungen trainiert, fast die einzigen wehrtüchtigen Bürger waren. Im Krisenfall kämpfte jeder in der Gruppe der Kaufmanns- oder Handwerkerzunft, der er angehörte, mit, wobei jede Gruppe einen bestimmten Teil der Befestigungsanlage zu verteidigen hatte. Auf Grund dieser Zeitumstände hat man die Gründung der Schützengilde später in die Regierungszeit des Kurfürsten Friedrich I. gelegt, gleichwohl könnte auch ein früheres Datum zutreffen. Die Stadt Bernau z.B., damals weit und breit bekannt wegen ihres guten Bieres, besaß schon vor 1418 eine Schützenbrüderschaft, was durch schriftliche Überlieferung nachgewiesen ist.
Was nun das fiktive genaue Gründungsjahr 1433 und das daraus resultierende 500. Jubelfest anbelangt, so hat man letztes mit anderen Jubiläen der Gilde elegant zu kombinieren gewusst. 1933 konnte man einmal auf das 50-jährige Bestehen der Schiessanlagen in Schönholz zurückblicken, zum anderen sollte in diesem Jahr das 31. Bundesschießen des Schützenbundes Brandenburg in Berlin abgehalten werden. Man verband alle drei Jubiläen und Feste; man feierte und schoss vier Tage lang bis sämtliche der 14 Wettbewerbe ausgeschossen waren.
Die erste Aufzeichnung, die sich erhalten hat, befindet sich in einem Wochenbuch des Rates von Berlin aus dem Jahre 1504. Sie enthält einen Ausgabenposten in Höhe von einem Schock und 22 Groschen. Er diente der Beschaffung von ausreichend Wein zur Bewirtung des Kurfürsten Joachim I. und seines Hofgesindes. Dies waren übliche Repräsentationskosten, die der Rat aus der Stadtkasse zu begleichen hatte. Man traf sich bey dem Schützen Bome (Baum), do man nach dem Vogel hat geschossen. Frühere Urkunden existieren nicht, zumal aus jener Zeit überhaupt nur wenige Berliner Schriftstücke erhalten sind.
Im Jahre 1307 hatten sich die beiden Städte Berlin und Cölln zu einer Stadt vereinigt, aber bereits 1442 wurden sie wieder vom Kurfürsten Friedrich II. wegen interner Streitigkeiten getrennt. So gab es natürlich auch wieder zwei Schützengilden.
Die älteste uns bekannte Satzung stammt von der Cöllnischen Gilde aus dem Jahre 1543. Sie ist vollständig überliefert und zeichnet uns in ihren 35 Paragraphen ein anschauliches Bild von unseren Altvordern:
Zuerst erfahren wir – und wes Herz auch unserer heutigen Schützen schlägt da nicht höher – dass die Schützen Gülde die Vornehmste aller Gilden war, allewege geacht. Sämtliche Raths Persohnen waren Pflichtmitglieder; wollten sie nicht mithalten, mussten sie jährlich ein Gulden in die Brüderschaft Lade zur Straffe geben. Man war tolerant genug Berlinischen Bürgern und ihren Sohnen gegen das übliche Einkaufsgeld von sechs Groschen zwei Pfenning die Brüderschaft zu gewähren. Auf Moral hat man besonders geachtet: Soll auch ein Jeder der Bruder wird in und ausser der Gülden eines zimlichen ehrlichen Christlichen und züchtigen Wandels und Lebens seyn, sich auch in allewege gegen seinen Mitbrüdern, aufrichtig, getreulich ohne falsch und Betrug Verhalten, auch der Gotteslästerung, fluchens, haderns, leichtfertiger unzüchtiger Wort, und aller anderen Unthaten, müssig gehen und enthalten .
Dies galt wohl genauso für die Damen, die offensichtlich auch der Gilde angehörten, wie aus der mehrfachen Verwendung der Worte Brüder und Schwestern zu folgern ist. Eine soziale Aufgabe hatte man sich ebenfalls auferlegt. Armen und Kranken half man mit Pflichtspenden, die ein jeder nach seinem Vermögen zu entrichten hatte; zudem wurden jährlich einmal den Armen im Hospital zu Sanct Gertrauden Brot und eine Tonne Bier geschickt. Man hat die Schützen bestimmt gerne hochleben lassen.
Das wichtigste an den erneuerten Satzungen war die Aufhebung des Schiessens nach dem Vogel, weil solches keinen Nutzen hat. Künftig wird mit der Büchse nach der Scheibe geschossen.
Die Treffsicherheit hatte sich auch enorm verbessert, da man Anfang des 16. Jahrhunderts den gezogenen Lauf erfunden hatte. Dieser wurde nun in der neuen Satzung von 1709 zur Pflicht gemacht und die Schützen waren gezwungen, sich mit modernen Waffen auszustatten.
Friedrich I., der erste König in Preußen, wird dies in Hinblick auf etwaige Kriegszeiten gern gesehen haben. Anders sein Sohn, Friedrich Wilhelm I., der sogenannte Soldatenkönig, dessen Beiname heute noch viele erschaudern lässt. Zu seiner Ehrenrettung muss aber gesagt werden, dass er nie einen Krieg begonnen hat und nur in den nordischen Krieg, der bei seinem Regierungsantritt 1713 seit über 13 Jahren wütete, eintrat, als dieser sein Land bedrohte. Dieser Mann, der auch die Schulpflicht einführte und das preußische Beamtentum begründete, war aber kein Freund unserer Privatschützen. Ihre Schützenfeste mit den Trink- und Glückspiel-Gelegenheiten sowie ihren vielen Kompetenzschwierigkeiten mit anderen, neuen Gilden ließen langsam seinen Zorn anschwellen.
Und so erließ er am 18. Mai 1727 kurzerhand folgende Ordre:
Es ist zwar jetzo die Zeit, dass die Schützenplätze sollen gehalten werden: wir wollen aber und befehlen hiermit aufs allerschärfste und nachdrücklichste, dass vor dieses Jahr aus erheblichen Ursachen in allen Schützenplätzen nicht solle geschossen, nicht gespielt, nicht getanzet, auch keine Spielleute sollen geduldet werden…… Es nutzte nichts, dass man wehklagte und Eingaben machte. Es machte alles nur ärger. Am 9. Juni ist sein Geduldsfaden gerissen: Besser dass ich 2000 Thaler (nämlich an Steuern) verlier als dass ich durch die permis (Erlaubnis) zum Deuffel fahre; ich werde meine Dage es nicht mehr zugeben.
Die Gilden hatten Zwangspause, sie dauerte 20 Jahre lang.
Endlich, am 8. Juni 1746, erging nach hoffnungsvollen Eingaben an den neuen König Friedrich II. folgende erlösende Ordre:
Da die Übung mit den Gewehren zu einer etwaigen Defension der Stadt nützlich sein sollte, so wäre es gut, wenn sämtliche Schützengilden in den hiesigen Residentien zu einer Gilde vereinigt würden und das Schiessen vor dem Königsthor stattfände, anerwogen die vielfältigen Schützenhäuser und Gesellschaften allzuviel Gelegenheit an die Hand geben, dass die Bürger, so zum Müßiggang und Trinkgesellschaften incliniren (sich zuneigen), ihre Nahrung und Wirthschaft negligiren (vernachlässigen), öfters Frau und Kinder hungern lassen und dem Scheibenschiessen und Trinken nachgehen. Die Theilnehmer sollen lauter ehrliebende ordentliche und in guter Nahrung stehende Bürger sein. Das Schiessen ist nur in 2-3 Sommermonaten zu gestatten und mit dem Königsschiessen zu schliessen p.p. Friedrich.
Am 20. Juli 1747 erhielt das neue Statut die königliche Bestätigung.
Danach war die Schützengilde zwar eine einheitliche Gilde, jedoch in 2 Kompanien unterteilt: Die erste Kompanie umfasste die Schützen aus Berlin und Cölln mit ihren Vorstädten, die zweite die Schützen aus den neuen Vorstädten, dem Friedrichswerder, der Dorotheen- und der Friedrichsstadt.
Am 19. September 1747 fand das erste Königsschießen statt und 1749 blickte man stolz auf 66 Mitglieder. Auf dem neuen Schützenplatz an der Lindenstraße hatte man nur eine bescheidene Schiessbude errichtet; der Schützenkrug war noch der alte an der Schützenstraße geblieben.
Im Jahre 1795, es regierte jetzt Friedrich Wilhelm der II., konnte man dort ein neues Schützenhaus einweihen. Ein Kupferstich, von Calau gezeichnet und von Haas gestochen, erzählt uns vom ersten Vogelschießen. Der Pulverdampf aus dem kleinen Vorbau lässt uns wissen, dass gerade einer der Schützen seinen Schuss auf den hoch oben auf der Stange befestigten Vogel abgegeben hat. Viele Zuschauer erfreuen sich an dem Spektakel, die Honoratioren verfolgen vom Balkon das Schießen, während fliegende Händler auf dem Festplatz ihre Waren anbieten und auch ein Taschendieb bei der Arbeit ist. Im Hintergrund erkennt man auf einem angeschütteten Sockel drei Kanonen, die bis zum zweiten Weltkrieg zum Inventar der Gilde gehörten und die im Revolutionsjahr 1848 zu trauriger Berühmtheit gelangt sind.
Sie waren am 18. März 1848 auf ungeklärte Weise zu der auf dem Alexanderplatz errichteten Barrikade geschafft worden, wo sie mit solcher Wirkung eingesetzt wurden, dass die Barrikade am längsten von allen gehalten werden konnte. War anlässlich der Einweihung des neuen Schützenhauses 1795 bereits ein prächtiges Schützenfest gefeiert worden, so wurde dies wie alle vorangegangenen und folgenden Feste im Jahre 1847 durch ein grandioses Jubelfest weit in den Schatten gestellt. Man feierte vom 20. bis zum 23. Juli das Jahrhundert-Fest der Wiedererneuerung der Gilde durch Friedrich den Großen.
124 Städte und Städtchen aus Preußischen Landen waren zu Gast bei den Berlinern. Ein gewaltiger Festzug mit 5 Musikchören besetzt zog in 1 ½Stunden durch die Stadt zum Festplatz, auf dem die Prachtzelte aufgebaut waren und die Gilde in ihren schicken Uniformen antrat. Man trug einen grünen Rock, mit roten Aufschlägen und goldenem Besatz, dazu schwarze Hüte mit roten Federn und dem Preußischen Nationalzeichen. Einem Augenzeugen ging das Herz über:
Dies ganze Fest bereitet den ächten Patrioten herzliche Freude, denn hier vereinigen sich Preussen, Unterthanen des Königs, Beide eine Nation; hier sah man Lithauer, Schlesier, Brandenburger,…. Seine Majestät, König Friedrich Wilhelm IV., überreichte dem Sacular-König, dem Maler Martin aus Strehlen, persönlich die Ehrenmedaille.
Die Jahre nach der Revolution, die Gilde nannte sich jetzt nicht mehr Schützengilde der Haupt- und Residenz-Stadt Berlin, sondern Berliner Bürger-Schützen-Gilde, brachten den Schützen einen besonders starken Zuwachs an Mitgliedern. Patriotische Gefühle mögen bei dem Eintritt von sage und schreibe 203 Personen Pate gestanden haben, so dass der Gilde im Jahr 1849 genau 362 Mitglieder angehörten. In der Mitgliederliste von 1850 finden wir an erster Stelle den alten von Anekdoten begleiteten Papa Wrangel.
Seine Exzellenz, der Generalfeldmarschall war das berühmteste Ehrenmitglied der Gilde. Einige noch heute bekannte Berliner Namen sind ebenfalls in der Liste enthalten, wie: Bötzow, die Destillateure Gilka (war 1851 auch Vorstandsmitglied), Sabatier, Schwendy u.a. …
An Festlichkeiten hatte man im Vorjahr 1849 folgendes veranstaltet: 1.Maskenball am 10. Februar 2.Pfingst-Schützenplatz-Woche vom 29. Mai bis 4. Juni 3.Königsschießen am 6. August 4. Herbst-Schützenplatz-Woche vom 27. August bis 3. September 5.Geburtstag Sr. Majestät am 15. Oktober mit Prämienschießen und Festball. Im Winter fand jeden Monat ein Abonnements-Familien-Kränzchen statt. Eine Einladung zum Schützenfest nach Bremen konnte in diesem Jahr 1849 nicht angenommen werden. Wie man aber hört, soll in der Zwischenzeit schon mehr als einer Einladung dorthin bereitwillig Folge geleistet worden sein.
Das Jahr 1862 verdient unsere besondere Beachtung. In diesem Jahr gründete der Vorstand der Schützengilde Berlin den Schützenbund der Provinz Brandenburg, der seit dem gleichen Jahr Bezirksverband des Deutschen Schützenbundes für Berlin und die Provinz Brandenburg war und damit zu den ältesten Bezirksverbänden des Deutschen Schützenbundes gehört. Ein besonderer Einschnitt im Gildeleben ergab sich durch die erneute Verlegung des Schützengeländes.
1884 zog man nach Nieder-Schönhausen zum Schloss Schönholz, das sich auf der ehemaligen Königin-Plantage befand. Dieses ca. 270.000 qm große Gelände hatte man 1880 im Austausch gegen den Schützenplatz in der Lindenstraße erwerben können. Früher hatte hier die Gemahlin Friedrich II., Elisabeth Christine, residiert, die ein anmutiges Lustwäldchen von allerlei wilden und zum Teil fremden Bäumen anlegen ließ. Für 240.000 Goldmark hatte man Schloss und Park erworben, der Verkauf des alten Besitzes erbrachte 1.310.000 Mark. Man hatte einen guten Tausch gemacht und konnte so aus den gewonnenen Mitteln bequem ein exzellentes Schützenhaus mit erstklassigen Schießanlagen errichten.
Mit dem Neubau wurde erstmals in Deutschland ein Schießstand errichtet, auf dem auf bewegliche Ziele, die ein Wildschwein darstellten, geschossen werden konnte, das sogenannte Keilerschießen oder Schießen auf die laufende Scheibe. Somit war die Schützengilde Berlin der erste deutsche Verein, auf dessen Ständen dieses neuartige Schießen durchgeführt werden konnte. Zu den 2. Olympischen Spielen im Jahr 1900 in Paris wurde diese Disziplin erstmalig olympisch.
1890 herrschte in der Stadt wieder großes Schützentreiben. Man hielt in ihren Mauern das 10. Deutsche Bundesschießen ab. 1897 feierte die Schützen-Gilde der Hauptstadt und Residenzstadt Berlin 150 Jahre die königliche Verleihung der Rechte einer Korporation durch Friedrich I, König von Preußen. In unserem Archiv befinden sich noch Bilder von der Feier.
Hauptausrichter unter der Regie des Deutschen Schützenbundes war die Berliner Gilde. Nach 1920 traten bei dem sportlichen Schießen die Mannschaftswettkämpfe immer mehr in den Vordergrund. In dem Kampf um die Höchste deutsche Schützenehre, die Meisterschaft des Deutschen Schützenbundes, die im Jahre 1928 in Erfurt das erste Mal ausgetragen wurde, siegte die Kampfmannschaft der Berliner Schützengilde mit den Schützen: W. Fitzkow, C. Greim, M. Haberland, Fritz Reuss und M. Schulz.
Die folgenden Jahre brachten ein reges schießsportliches Treiben, wobei das Jahr 1933 einen besonderen Höhepunkt in Form des erwähnten dreifach kombinierten Schützenfestes bildete. Große Sporterfolge gab es auch weiterhin. Allein bei der Wintermeisterschaften 1935-36 stellte die Gilde bei den Gau-Meisterschaften von Berlin-Brandenburg in 3 von 4 Disziplinen die Siegesmannschaft: KK 50 m, 15 Schuss freihändig Scheibenbüchse 175 m, 15 Schuss freihändig Scheibenbüchse 175 m, 60 Schuss freihändig
Nun aber nahm für die 230 Mitglieder der gesellschaftliche Teil einen immer geringeren Stellenwert ihres Gildelebens ein, bis 1939 die Allgemeinen Richtlinien für die öffentliche Schießausbildung der Bevölkerung erlassen wurde. Ihr erster Paragraph lautete: Sämtliche Schützengilden , Schützenvereine und Schießkampfgemeinschaften des Gaues Berlin-Brandenburg des DSchV, stellen ihre Schießstandanlagen und Ausbildungsräume, sowie sämtliche nicht bei der Armee befindlichen geprüften Schießwarte zur Ausbildung zur Verfügung. Die Mitgliederzahl, 1937 noch 196 Schützen, nahm langsam ab. Da man sich standhaft mit den Gilden Spandau und Weißensee geweigert hatte, die Einheitssatzung des NS Reichsschützbundes für Leibesübungen anzunehmen, wurde man von Staatswegen immer mehr von seinen eigenen Schießständen verdrängt.
Am 1. Juni 1942 konnte noch einmal das Vogelkönigsschießen auf die Scheibe abgehalten werden, Vogelkönig wurde der Mechaniker Lambert Seifert. Auch dem neuen König, dem Ingenieur Georg Fremder, konnte 1942 der seit 1928 berufene Vorsteher, Willi Frensch, noch die Königskette umhängen, aber eigentlichen Schießbetrieb durfte man schon seit 1939 nur an Sonntagen oder Montags und nur auf dem 175 m Stand abhalten.
Von 1957 bis 2003 war die Schützengilde Berlin in Berlin-Steglitz im Ortsteil Südende beheimatet.
Inmitten einer parkähnlichen Anlage von 3.200 m² wurde 1971 aus eigenen Mitteln ein Clubhaus mit einer Kleinkaliber-Anlage und einem Luftdruckwaffenstand gebaut (beides damals offen), was für den Westteil Berlins unter alliierter Kontrolle eine Besonderheit war. 1986 wurde der Luftdruckwaffenstand mit viel Eigenleistung neu gebaut und den aktuellen Erfordernissen angepasst (Überdachung, Heizung, elektrische Seilzuganlagen).
Im Gegensatz zu den meisten anderen Schützenvereinen in Berlin, die auf städtischen Flächen beheimatet sind, befanden wir uns leider auf einem Pachtgelände des ehemaligen Reichsbahnvermögens, anfangs verwaltet durch den Senat, später durch die Bundesbahn. Die gab die nicht betriebsnotwendigen Grundstücke an die Vivico Real Estate GmbH ab, eine originäre Tochter des Bundes, die es sich zur Aufgabe machte, alles zu verkaufen, was nicht niet- und nagelfest war. Unser Wunsch nach einem längerfristigen Pachtvertrag wurde ignoriert, dafür die Pachtkosten in schöner Regelmäßigkeit hochgesetzt, so dass uns nur noch wenig Luft zum Atmen blieb. Erste Verkaufsgerüchte zum Grundstück kamen Anfang 2000 auf. 2001 sollten wir ein Kaufangebot unterbreiten, was wir auch taten. Allerdings konnten wir nicht mit den Preisen konkurrieren, die der Bodenwert-Richtatlas für Südende vorsah (800-900 DM/m² = 2,5 Mio DM).
Die sehr unerfreulich verlaufenden Gespräche mit dem Eigentümer Vivico, die sich in Gutsherrenmanier über uns hermachten, brachten nur den Erfolg, bei einer Kündigung nicht das Vereinshaus abreißen zu müssen, was den Konkurs der Schützengilde bedeutet hätte. So geschah zu Weihnachten 2002, was wir alle befürchteten: die Kündigung zum 31. März 2003, anfangs sogar mit der Auflage, doch abreißen zu müssen (Erinnerungslücken bei Vivico!), was aber durch entsprechende Pressearbeit und Druck seitens des Bezirkes verhindert werden konnte. Ein Lidl Discounter sollte gebaut werden.
Nun galt es, schnell einen Schützenverein zu finden, der uns zur Untermiete aufnimmt. Parallel wurde über Fristen und Entschädigung verhandelt, ohne Erfolg. Ende März 2003 haben wir unseren Standort in Südende ersatzlos räumen müssen und verlieren fast unser gesamtes Vermögen (geschätzt ca. 1 Mio Euro).
Die Hoffnung soll man nicht aufgeben! Richtig! Deshalb haben wir nach vorne geschaut und für unsere Mitglieder gemeinsam mit den Kleinkaliberschützen Berlin e.V., unserem neuen Vermieter, einen Feuerwaffenstand am Standort Forckenbeckstraße in Wilmersdorf gebaut.
Nach Erhalt der Kündigung in Südende galt es schnell eine neue Heimat zu finden – das allerdings nur noch als (Unter-) Mieter bei einem anderen Schützenverein. Die Entscheidung der Mitglieder viel auf den KKS Berlin e.V. in der Forckenbeckstraße in Wilmersdorf. Ein großer neu errichteter Luftgewehrstand und eine Förderzusage für den Bau eines Feuerwaffenstandes durch das Land Berlin – wenn genügend Kapital vorhanden ist – gaben den Ausschlag.
Das Jahr 2003 war also nicht nur mit einem hektischen Umzug und der Aufgabe des Geländes in Südende innerhalb von 6 Wochen verbunden, sondern auch mit Mietverhandlungen und vor allem mit den Vorbereitungen für einen Neubau des Feuerwaffenstandes. Die Mitglieder mussten einem Kostenvolumen für die Gilde von anfangs 120.000 Euro zustimmen, bei Einbringung von eigener Arbeitsleistung und der Übernahme von Bürgschaften für den Eigenanteil der Gilde. Im Herbst 2003 begannen dann die Bauarbeiten. Jedes Wochenende und auch in der Woche waren die Mitglieder der Gilde mit denen des KKS und von der BSG Wasser im Einsatz.
Ende 2005 konnte dann endlich der Fertigstellung des Feuerwaffenstandes mit fünf Ständen, nutzbar auf 10, 15, 25 und 50 m mit Zimmerstutzen, Klein- und Großkaliber, verkündet werden. Mittlerweile waren aber die Baukosten wie so oft gestiegen. Schlussendlich kostete der Bau beiden Vereinen 280.000 Euro.
Große Veranstaltungen wie die regelmäßige Ausrichtung der Heimwettkämpfe unserer Luftgewehr-Mannschaft in der damaligen Regionalliga-Ost, heute 2. Bundesliga (Ost), waren Highlights am Standort Forckenbeckstraße.
Differenzen zwischen den Vorständen beider Vereine, die sich in den Jahren immer mehr verstärkten, führten im März 2011 dazu, dass die Gilde den Mietvertrag zur Nutzung der Räumlichkeiten des KKS fristlos kündigte und zum 01. Juli zur Charlottenburger Schützengilde in die Alte Allee zog. Der Gilde wurde die Nutzung des Feuerwaffenstandes durch den damaligen Vorsitzenden des KKS verboten, was aber durch eine Einstweilige Verfügung und einer darauf folgenden gerichtlichen Auseinandersetzung zu Gunsten der Gilde verhindert werden konnte. Feste wie unser Vogel- und Königsschießen feierten wir in der Schießhalle. Dazu hatten wir auf eigene Kosten eine Bodenplatte aus Beton gegossen, auf der Tische und Bänke aufgebaut wurden.
Ab dem 01. Juli 2011 waren wir Untermieter bei der Charlottenburger Schützengilde in die Alte Allee. Relativ schnell kamen die ersten Überlegungen für ein Zusammengehen der beiden Traditionsgilden Charlottenburger Schützengilde und Schützengilde Berlin. Die Zusammenlegung wurde in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe vorbereitet. Zahlreiche Gespräche wurden geführt und Festlegungen getroffen: das alles in einer sehr guten kooperativen Atmosphäre!
In den Jahreshauptversammlungen 2014 der CSG und der Gilde wurden die Festlegungen und Vertragsentwürfe den Mitgliedern vorgestellt und Fragen von beiden jeweils anwesenden geschäftsführenden Vorständen beantwortet. Die Mitglieder beführworteten in Probeabstimmungen die Verschmelzung. Auf dieser Basis wurde unter notarieller Begleitung ein Verschmelzungsvertrag unterschrieben, der das Zusammengehen zum 01. Juli 2014 zur Folge hatte. Der neue gemeinsame Namen lautet
Schützengilden Berlin Korp. von 1433 und Charlottenburg 1903 e.V.
In getrennten Verschmelzungsversammlungen stimmten jeweils die Mitglieder einstimmig der Verschmelzung zu, ein seltenes Ereignis, wenn man der Aussage des Notars folgt. Ende Mai 2014 reichte der Notar die Verschmelzung und Umbenennung beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg zur Genehmigung ein, die dann auch so bestätigt worden ist.
Leider traten zu Ende 2014 viele der Charlottenburger Mitglieder aus der nun verschmolzenen SGBC aus, mit unterschiedlichsten Begründungen, aber mit den verbliebenen Mitglieder bilden wir eine eingeschworene Gemeinschaft.
Das Zusammengehen hat sich mehr als gelohnt, was die Entwicklung der Mitgliederzahlen und der Standorte Alte Allee und Forckenbeckstraße beweist.
Nach und nach wurde viel gemeinsam renoviert und modernisiert:
- der große Saal gestrichen und entschlackt
- alle Fenster und die Außentüren erneuert
- alle Funktionsräume renoviert
- zwei 25m KK-Anlagen auf Seilzug und Einhausung umgerüstet
- zusätzliche Sicherheitsstandards auf den Kleinkaliber-Anlagen eingebaut und als Highlight
- im Jahr 2019 14 Luftdruckstände auf elektronische Anlagen der Firma DISAG umgerüstet